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Reiseroute

Europa - Deutschland - Tschechien - Slowakei - Ungarn - Serbien - Bulgarien - Türkei - Georgien - Asien

Reisepass, neuer Führerschein und internationaler Führerschein liegen bereit. Maut ist für Tschechien, Slowakei, Ungarn und Bulgarien bereits online bezahlt. In Serbien wird die Maut vor Ort an der Schranke bezahlt, in der Türkei nach Grenzübertritt ein frei wählbarer Betrag im Voraus bezahlt und dann je nach Streckennutzung abgebucht. Hier gibt es eine echte e-Vignette in Form eines RFID-HGS-Tags an der Frontscheibe. Für Georgien ist keine Maut fällig, stattdessen ist eine georgische KFZ-Versicherung vorab online abzuschließen.

Für alle Reiselustigen gibt es hier mal die Liste der von mir verwendeten Portale:

Maut Tschechien 22€/30 Tage: https://www.vintrica.com/de/e-vignette/tschechien/ 

Maut Slowakei 17€/30 Tage (günstiger als Vintrica): https://eznamka.sk/en

Maut Ungarn 26,90€/Monat: https://www.vintrica.com/de/e-vignette/ungarn/

Maut Bulgarien 16,55€/Monat: https://www.vintrica.com/de/e-vignette/bulgarien/

KFZ-Haftpflicht-Versicherung Georgien 10,69€/15Tage: https://tpl.ge/en

 

Langsam wird es spannend, das Packen hat begonnen. Und nun werden noch einmal die Bremsen in Augenschein genommen, es soll ganz schön bergig sein im Kaukasus 😬.

Alltagsbereifung ab

Bremsbeläge sind noch zu 1/3 vorhanden, sie bleiben also dran. Das sollte für rund 8000 km ausreichend sein.

Geländebereifung dran

Und los geht es mit dem was nötig ist, um die Strecke zu bewältigen. Bremsbeläge und Werkzeug sind sicherheitshalber dabei, damit wenn nötig unterwegs gewechselt werden kann. Ansonsten kommen noch mit: 2 Ersatzräder (das wird an der türkischen Grenze noch interessant), Anfahrhilfen, 2 Eichenbohlen, Beil, Rohrzange, Hammer, Spaten, Gaffaband (das hilft unterwegs einem Bulgaren), Abschleppseil, Strickleiter, Wagenheber, Drehmomentschlüssel (der tatsächlich gebraucht werden wird) und schnell noch beschafft, eine Handratschenwinde bis 4t. Damit ist alles dabei was man so brauchen könnte, um sich selbst irgendwo in den Bergen zu bergen 😅.

Kleines Türkeispezial: Pflichtausstattung sind dort ein Feuerlöscher und 2 Warndreiecke. Benutzen tut es dort aber niemand, nicht einmal das erste Warndreieck...

1.Tag von Deutschland bis Bulgarien

Nachdem alles was man sonst noch so in der Wildnis und fernab der Zivilisation braucht verstaut ist, geht es um 08:30 Uhr los Richtung Tschechien. Einen echten Grenzübergang bekomme ich nicht zu Gesicht. Rein in einen Tunnel und wieder raus, schon habe ich die erste Ländergrenze völlig ohne jegliche Hindernisse überwunden, das wird aber noch anders werden.

Es geht vorbei an Prag, wobei mir die Verkehrsdichte rund um die Stadt schon einmal signalisiert nur einen Abstecher in die Innenstadt zu machen, wenn einem dafür jede Menge Zeit zur Verfügung steht, ich sehe also davon ab. Von Tschechien in die Slowakei geht es abermals ohne Verzögerung. Diesmal nicht durch einen Tunnel, aber ebenso hindernisfrei in einem Durchrollen einer ehemaligen Grenzstation, an der scheinbar nur Gelegenheitskontrollen durchgeführt werden. Die Strecke führt mich innerhalb der Slowakei ein wenig nach Bratislava hinein, ist dann aber doch mehr eine Vorbeifahrt als eine Durchfahrt. Ein recht schöner Blick auf die Altstadt bietet sich mir dabei von der Donaubrücke auf der E65, den ich noch etwas intensiver genießen kann, als ich die "Dunaj" auf der Rückfahrt in der Gegenrichtung überquere. In der Slowakei ist es ratsam bei Fahrt mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit die Fahrbahn immer gut im Auge zu haben. Machbar ist das zwar, aber das Lenkrad etwas besser festhalten und seinem Fahrzeug ein bisschen was zutrauen sollte man schon. Es rumpelt hin und wieder etwas deutlicher.

Auch der Weg nach Ungarn ist frei und von einer zwar vorhanden aber ebenso ungenutzten Grenzstation gesäumt.

Es geht weiter Richtung Budapest, erst auf einer recht ebenen Strecke, die dann aber ihre Qualität an die aus der Slowakei bekannte angleicht. Der Weg führt zwischen der ungarischen Hauptstadt und dem Balaton, den ich später besuchen werde, entlang einer für Europa doch recht grünen und feuchten Landschaft gen Grenzübergang "Tompa". Für diesen kleineren Grenzübergang fahre ich zwar einen Umweg, der mir jedoch unvergleichlich viel Zeit bei der Einreise nach Serbien spart und so wähle ich diese alternative Möglichkeit auf Anraten des auswärtigen Amtes. Auf Ungarns Autobahnen fällt mir auf, dass es an nahezu jedem Rast- und Parkplatz die Möglichkeit gibt Trinkwasser zu bekommen, was auch in weiteren Ländern Richtung Georgien üblich sein wird.

In Tompa geht es dann tatsächlich recht zügig, was unter anderem auch meiner späten nächtlichen Überfahrt zu verdanken ist. Große Kontrollen gibt es hier nicht, einmal alle Türen auf bei den serbischen Beamten, den Einreisestempel bekommen und fertig. Auf dem Rückweg waren die Schlangen auch hier deutlich länger. Und weiter gehts quer durch Serbien auf einer gut ausgebauten mautpflichtigen Autobahn bis zur bulgarischen Grenze. Maut bezahle ich in Serbien, wie ich es aus Polen kenne, an Schrankenstationen direkt auf der Strecke, bar oder per Karte. Für Hin- und Rückfahrt sind in Serbien insgesamt 42 € Maut angefallen, für die ich auf besten Pisten gut vorangekommen bin. Am Handy schalte ich die mobilen Daten jetzt besser aus, Serbien als Nicht-EU-Staat schlägt ordentlich zu bei den Roamingkosten. Navigiert wird auf der gesamten Fahrt mit der Locus Map-App im Offlinemodus.

Noch ehe die Sonne am Horizont erschienen ist habe ich es bis Bulgarien geschafft und bereits 4 von 8 Ländern hinter mir gelassen.

Die Bulgarische Grenzstation hat ihren ursprünglichen Charakter behalten, wie auch auf serbischer Seite gibt es ausreichend leerstehende Gebäude mit Ostblockcharme. Ich fühle mich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Noch vor Sonnenaufgang habe ich es über die Grenze geschafft.

2.Tag - von Bulgarien bis in die Türkei

Der erste Anflug von Müdigkeit ist unterwegs rasch meinem Fernweh gewichen. Irgendwann nach 5 Uhr morgens und etwas mehr als 20h Fahrt suche ich mir abseits der bulgarischen Hauptroute Richtung Türkei ein Schlafplätzchen hinter ein paar "Armuts-Holzblechbaracken", die es hier tatsächlich gibt und die mir noch häufiger begegnen werden. Gegen 7 Uhr Ortszeit weckt mich dann doch schon die Sonne, bei deren aufgehendem Licht ich eingeschlafen bin, mit ihrer unbändigen Wärme. Ich flüchte aus dem Auto und erblicke auf einem holprigen Feldweg einen hölzernen Pferdekarren mit weißbärtigem Kutscher, der mir freundlich entgegenlächelt. Ich lächle zurück und wieder wirkt alles etwas ursprünglicher und einer nur scheinbar vergangenen Zeit entsprungen. Es ist eben nicht die Zeit die vergangen ist, es ist die Ursprünglichkeit die wir mancherorts nicht zu bewahren in der Lage zu sein scheinen. In diesem Sinne gibts erstmal Kaffee und Rührei, um Kraft zu tanken für die Weiterfahrt.

Heute werde ich nur eine einzige Grenze überqweren, was der schier unendlich scheinenden Strecke entlang der türkischen Schwarzmeerküste zuzuschreiben ist. Ich fahre vorbei an Sofia, der bulgarischen Hauptstadt, welche sich unter einer gelbbraun schimmernden Dunstglocke zeigt. Auch diese Metropole scheint unter sich selbst und ihrer schieren Größe zu leiden. Schon auf dem 150 km langen bulgarischen "Türkeizubringer" zeigt sich jenes gleichförmige meditative Bild vom Fahren ins Nirgendwo. Nirgendwo andere Autos.... Stille macht sich breit. Zuerst Stille im Ohr, denn das Radio ist seit Beginn meiner Reise aus und irgendwann habe ich das gleichförmige Rauschen der Solarmodule auf dem Dach, welches in die basslastige Melodie der Geländereifen eifrig mit einstimmte, nicht mehr wahrgenommen. Und damit wurde es auch still in meinem Kopf. Ich war angekommen, im Fahren, im Unterwegssein, im Moment, bei mir selbst.

Eine kurze Pause von dieser Stille schaffte nur ein letzter günstiger Tankstop kurz vor der türkischen Grenze, der für die gesamte Strecke von mehr als 1500 km durch die Türkei nicht ausreichend sein würde.

An der spannendsten Grenze angekommen, stehen dann doch einige andere vor mir. Und es wird dauern türkischen Boden unter den Füßen zu haben, was nicht hauptsächlich an der Länge der Schlange liegt.

Aber erst einmal den bulgarischen Teil überwinden. Das gestaltet sich recht einfach, ich bin ja EU-Bürger und so ist die türkische Station doch recht zügig in Sichtweite gekommen, was sehr motiviert, sich aber als trügerisch erweisen wird ...

... denn hinter dieser ersten Kontrollstation beginnt der Teil, der einem als Flugpauschalreisenden erspart bleibt. Man stellt sich also brav hier an, dann werden die Papiere schon mal in Augenschein genommen und es gibt den Einreisestempel in den Pass. Ich bin also quasi eingereist, was sich später noch als nützlich erweisen sollte. Anschließend werde ich quer über alle Spuren per Trillerpfeife mit mir nicht bekannten uneindeutigen Handzeichen zur Gepäckkontrolle gelotst und dort dann plötzlich nach der grünen Versicherungskarte gefragt und ich frage mich warum erst nach meiner faktischen Einreise. Das klärt sich aber auch gleich auf, hätte ich nämlich keine dabei, wäre es hier an der Grenze freundlicherweise möglich eine für die Türkei gültige Versicherung abzuschließen, ausschließlich gegen Bargeld in Landeswährung versteht sich. Naja, ich bin guter Dinge, denn die Karte habe ich im Gepäck, was den Vorgang nur leider auch nicht beschleunigte. Die Gepäckkontrolle fiel erst einmal aus, wichtiger war den Beamten, dass meine deutsche Versicherung irgendwie registriert werden müsse. Es gibt genau eine Stelle an der sämliche Versicherungsangelegenheiten bearbeitet werden. Egal ob grüne Karte dabei oder nicht, hier muss sich erst einmal jeder anstellen, wenn man das so nennen kann. Angestellt wird sich aus drei Himmelsrichtungen in so einer Art Traube und keiner weiß wann wer dran ist. Schlimmer ist, dass gut 50% aller Anstehenden keinen Plan haben warum sie jetzt überhaupt anstehen. Ich befinde mich unter diesen 50%, gebe mich aber nicht zufrieden mit den türkischesprachigen Antworten der, in der vierten Himmelsrichtung, nach Norden blickend und gut beschattet sitzenden Damen, auf meine englischen Nachfragen. Es geht weder voran noch irgendwie weiter. Das Einfingersuchsystem beim Abtippen der Versicherungsnummern, die 37°C heiße schattenfreie Wartezone und der Fakt, dass ich nun schon 3h ereignislos hier herumstehen muss, entlocken mir ein "stupid system", worauf sich ein Grenzbeamter animiert fühlt mir in feinstem Englisch klar zu machen, dass ich nun die Ehre habe mein Auto einmal komplett auszuräumen. Okay, wenn das meine Weiterreise beschleunigt, gerne doch. Also wird alles fein säuberlich auf dem Boden rund ums Auto herum ausgebreitet. Dem Beamten ist nicht entgangen, dass mir das irgendwie Freunde zu bereiten scheint... Er hakt noch mal nach warum ich wohl zwei Ersatzräder dabei habe, das wäre unüblich... Mein Kampfmesser und das Beil haben ihn gar nicht beeindruckt. Das unübliche Rad hat er dann doch akzeptiert und mir eine gute Weiterreise gewünscht. Na bitte geht doch, vielleicht wäre es bürokratisch auch einfach zu schwierig gewesen einen zu 95% eingereisten Menschen zu 100% wieder ausreisen zu lassen. Ist auch egal, ich rolle noch durch eine außer Betrieb befindliche Desinfektionsschleuse für Autos.... Corona lässt grüßen und dann stehe ich in der Türkei, die schon auf den ersten Metern wie eine fremde Welt wirkt, was sie auch bleiben wird, denn die Gastfreundschaft setzt sich beim Erwerb des HGS-Tags für die Maut fort. Bezahlung nur in bar und in Landeswährung möglich, ich wispere ein "No Deal" und erreiche fast den Ausgang des Ptt Maut-Shops der türkischen Post, als mich der Verkäufer zurückruft und zum benachbarten Tante Emma Laden schickt, um meine Euros in Lira zu wechseln, gegen eine kleine Gebühr natürlich. Der Deal gefällt mir und ich werde sogar noch beraten wieviel Lira ich für meine Strecke auf den HGS-Tag laden sollte. Mit umgerechnet 30 Euro komme ich bis nach Georgien und zurück und es bleiben mir noch ein paar Lira bis zur Rückfahrt erhalten.

Ich folge den endlosen Straßen bis nach Istanbul, wo ich 4h im Megastau verbringe und fahre weiter bis in die Nacht hinein, strande kurz vor Mitternacht irgendwo in einem kleineren Ort auf einem staubig-sandigen Streifen vor ein paar Wohnhäusern. Meine Unerschrockenheit gepaart mit etwas Müdigkeit erspart mir an diesem Ort den Gedanken, dass es hier gruselig ausschaut und zum Schlafen wenig geeignet sein könnte. Ich rutsche müde vom Fahrersitz auf die Matratze und dort nur unter eine leichte Decke, es ist unglaublich warm, selbst nachts.

3.Tag - von der Türkei bis nach Georgien

Gegen 5:30 Uhr wecken mich die Rufe des Muezzins, so wie es hier in der Türkei üblich ist, noch vor Sonnenaufgang, um zum Gebet aufzufordern. Direkt über mir hängen die dafür vielerorts angebrachten Druckkammer-Hornlautsprecher mit schrillem Ton, dafür aber mit hervorragender Sprachverständlichkeit und gleichzeitig hoher Reichweite glänzend und reißen mich unsanft aus dem Schlaf. Ich begebe mich also in der Morgendämmerung frischen Mutes weiter auf den Weg nach Georgien ...

... und werde mit dieser kleinen Überraschung für den frühen Start belohnt.

Der Reifendruck ist in Ordnung, es kann also noch an nicht mehr ganz festgezogenen Radmuttern liegen, tatsächlich ist das Problem damit gelöst und der Drehmomentschlüssel bleibt das einzige Werkzeug was ich unterwegs benötigt habe.

Ein ganz netter Platz für eine kleine Reparatur.

Irgendwann holt mich dann in der hügeligen und trockenen Steppen-Landschaft der Frühstückshunger ein. Zeit für Kaffee.

Auf dem Weg nach Samsun zwingt mich diese riesige Flagge zu einem Fotostop, auch wenn sie wieder einmal die türkische Gigantomanie wiederspiegelt, eine wenig beindruckt sie mich doch.

Und dann ist es soweit, zum ersten mal zeigt sich in Samsun das Schwarze Meer direkt an der Strecke, leider nur für einen kurzen Augenblick.

Erst bei Terme, wo ich es mir nicht nehmen lasse einmal ins Schwarze Meer zu springen, vereinen sich Streckenverlauf und Schwarzmeerküste wieder, um bis nach Georgien beieinander zu bleiben.

Mein persönliches Fazit zur Durchquerung der Türkei:

Obwohl alle Welt in die Türkei zu reisen scheint, kann ich diesem Land so gar nichts abringen. Es ist furchtbar heiß, gleichförmig hügelig, vertrocknet. Ein Kilometer gleicht dem anderen und ich habe das Gefühl ein Ort eifert dem nächsten um möglichst große Ähnlichkeit nach. Breite sechsspurige Küstenstraßen, auf denen ich mit über 70 km/h durch die Städte jagen kann, zerstören jeden Charme der für mich ohnehin nicht leicht zu entdecken ist. Müll in Form von Plastik liegt hier überall herum, weil offenbar niemand in der Lage ist den Hinterlassenschaften der Bevölkerungsmassen Herr zu werden. Die Türkei langweilt mich und bleibt für mich ein Transitland, um an aufregendere menschenleerere Orte zu gelangen. Wer sich an der türkischen Gigantomanie innerhalb und außerhalb der Städte erfreuen kann, der wird sicher auch in diesem Land Interessantes entdecken können. Instanbul ist wohl die Zentrale der Gigantomanie, ja es ist beeindruckend und faszinierend durch diese Stadt zu fahren, aber ich spüre eben auch hier, dass sie unter sich selbst leidet, sich selbst verstopft und eine unruhige Menschenansammlung geformt hat. Entlang meiner Route, wo keine Touristenhochburgen sind, fühlt man sich wenig willkommen, die Gesprächs- und Hilfsbereitschaft kreist irgendwo um den Nullpunkt. Hier fühle ich mich tatsächlich als Fremder, was für meine bloße Durchreise in Ordnung ist.

Nächtliche Grenzübergänge haben neben der beschleunigten Abfertigung einen besonderen Charme, vor allem hier in Georgien. Es geht flott an der türkischen Kontrolle.

Schon an der georgischen Passkontrolle spüre ich, hier bist Du willkommen. Die Grenzbeamten "ringen" sich freiwillig ein feundliches germanisches "Hallo" und ein Lächeln ab. Irgendwo in Georgien erfahre ich später, dass die Georgier es selbst so empfinden in einem Land zu leben, das von griesgrämigen Ländern umgeben ist, weshalb sie sich eher zu Europa hingezogen fühlen.

Am farbenprächtigsten Grenzposten der gesamten Reise besorge ich mitten in der Nacht gleich noch eine Daten-SIM (umgerechnet 12 Euro für 30 Tage unbegrenztes Datenvolumen) für den mobilen Hotspot und tausche ein paar Euro in die Landeswährung der Georgier, den georgischen Lari (GEL).

Mit Blick auf den Grenzübergang stehe ich glücklich im Schwarzen Meer, freue mich nach gut 60h angekommen zu sein und noch mehr auf die Weiterfahrt zum Alphabet-Tower im Zentrum Batumis, dem Las Vegas Georgiens. Auf mich wartet nun das vielbeschriebene spezielle asiatisch angehauchte Fahrverhalten der Georgier und es beginnt direkt am Grenzübergang. Auch bei Nacht ruht hier in dieser Stadt nichts, zumal ich an einem Samstag angekommen bin. Schnell wird mir klar, hier hat immer der Vorfahrt, der am deutlichsten klar macht, dass er sie gern hätte. Die großen Gewinner in diesem Spiel erkennt man an Beulen, Dellen und kaputten oder gar fehlenden Scheinwerfern und Stoßstangen. Hupen ist im Übrigen nichts Unhöfliches. Es signalisiert nur, dass jemand schneller sein möchte und es wird sich jedes mal freundlich bedankt, wenn ich Platz mache. Geschwindigkeitsbegrenzungen, Fußgängerüberwege und Ampeln sind eher so etwas wie Dekoration, es wird vornehmlich intuitiv gefahren und gebremst. All diese ungeschriebenen Regeln gelten in der Stadt wie auf dem Lande. Ich gleiche mich dem wilden Treiben zügig an und schwimme recht gut im Strom mit.

Und dann bin ich trotz Gedränge und Geschiebe angekommen am Alphabet-Tower, dem Wahrzeichen für das georgische Alphabet. Seine Schriftzeichen zählen zu den ältesten der Welt. Die Gorgische Sprache selbst gehört der kartwelischen Sprachgruppe an und gilt als eine der schwierigsten Sprachen. Sie ist mit keiner der benachbarten Sprachen verwandt. საქართველო, (ausgesprochen Sakartwelo) bedeutet zum Beispiel "Georgien".

Eine kleine Einweihung in die georgischen Besonderheiten erhalte ich von dem Betreiber dieser dekorativen Würstchenbude am Fuße des Towers. Hier verkauft ein Schweizer "Frankfurter Würstchen" mit einer speziell für Georgien zubereiteten Sauce. Die Welt ist klein und in Georgien treffe ich überall auf eine ausgesprochene Kontaktfreudigkeit, sowohl von Ureinwohnern als auch von fremdländischen Würstchenverkäufern.

Parken kann ich in Georgien nahezu überall und noch dazu kostenlos, selbst im Zentrum Batumis ist das kein Problem. Das Nachtleben ist hier in vollem Gange, doch mich dürstet es nach Abenteuern in der Natur. Zivilisationsgeprägte Abenteuer habe ich erst einmal in ausreichender Menge konsumiert.

4. Tag - von Batumi bis zum Mazeri

Ich verlasse Batumi nach Mitternacht in Richtung der heißen Quelle bei Senaki.

Und wer nun glaubt es wäre schon Tag geworden der irrt. Es gibt hier tatsächlich kilometerlange Straßen durch nicht endende Waldgebiete, die nachts taghell erleuchtet sind.

An der richtigen Stelle fehlt dann allerdings entsprechend ausgeprägte Beleuchtung, so wie bei meiner ersten nächtlichen Begegnung mit freilaufenden Schweinen und Pferden, mit denen hier in Georgien jeder Zeit zu rechnen ist. In diesem Fall tut mein, am Solarmodul montierter Arbeitsscheinwerfer beste Dienste und es stört sich auch niemand daran, so einen in Deutschland im öffentlichen Verkehrsraum illegalen Scheinwerfer zu betreiben. Jeder ist froh wenn seine Tiere am Leben bleiben. Für die Tiere gilt im Übrigen das gleiche wie für die Sieger im Vorfahrtskampf, man lässt sie besser einfach gewähren. Sie machen ohnehin keine Anstalten auszuweichen oder Platz zu machen und besonders Kühe machen hässliche Dellen. Hupen hilft übrigens kaum, eher langsames geduldiges Slalomfahren.

Die Fahrt hinab zur heißen Quelle, lässt mich schon einmal erahnen, was die Georgier ihren Fahrzeugen an Gefälle und Steigungen zumuten, der Weg ist aber zumindest noch befestigt.

Es ist bereits Morgen geworden als ich gegen 4:30 Uhr die heiße Quelle bei Senaki erreiche. Sie liegt an einem Fluss und das Baden im Quellwasser ist nur in kleinen von Menschenhand geformten Becken aus Steinen innerhalb des Flusses möglich, in die das Quellwasser geleitet und damit etwas abgekühlt wird. Ich bin hier um diese frühe Stunde jedoch nicht allein, sondern treffe auf Inuk aus der Nähe von Mestia, die lieber Ina genannt werden möchte, und ihre Freunde. Ich werde sofort zu Würstchen und Maiskolben am Stock eingeladen, dazu gibts wie überall in Georgien natürlich immer Brot und irgendein hochprozentiges Alkoholgemisch. Nicht das klassische Frühstück, aber was solls. Schlafen fällt heute aus, die Runde ist doch zu interessant für mich und Ina hat sich zum Ziel gesetzt mir beizubringen wie man in Georgien tanzt und so speisen und tanzen wir bis sich gegen 7:30 Uhr Aufbruchstimmung breit macht. WIr tauschen noch fix die Telefonnummern aus, damit ich mich mit Ina am Abend weiter oben im Kaukasus noch einmal treffen kann.

Ich verweile noch etwas an diesem schönen Ort. Die Quelle selbst bringt das Wasser mit über 80 °C an die Oberfläche und es riecht so gar nicht nach Schwefel.

Auf einem vor dem Quellwasserfall platzierten Baumstamm kann ich mich vom heißen Dampf wärmen lassen, nachdem ich einen Weg dorthin gefunden habe, ohne mir die Füße zu verbrühen.

Ich genieße noch die Stille und ein Bad im Fluß, bevor es auch für mich weitergeht in Richtung Mestia.

Der Weg führt mich über mehr oder weniger gute Straßen, durch konsequent dörfliche Regionen. Er ist durchweg mit Pferden,

Enten,

wilden Hunden,

neugierigen Kühen,

und noch mehr Kühen bestückt.

Selbst meine erste Pause wird von vorbeiziehenden Kühen und Schweinen beäugt, aber es möchte keiner was abhaben von meinem "Dosenfutter".

Für Anhänger der Energieversorgungstechnik gibt es hier mal eine "Gas-Freileitung" zu sehen. Diese oberirdische Verlegeart ist in Georgien überall üblich und wohl bei felsigem Untergrund einfach weniger aufwändig als die unterirdische Variante.

Angeschlossen werden die Haushalte dann über solche "Hausanschlusskästen". Sie hängen frei zugänglich vor dem Gartenzaun, was beim Stromanschluss ebenfalls so gehandhabt wird.

Und daneben auch gleich mal der Gaszähler. Ist alles etwas entspannter als in Deutschland. Die Menschen leben auch generell angstfreier, was mir irgendwie sehr sympatisch ist.

Es gibt jede Menge dieser Art von Brücken. Eine recht klapprige, minimalistische Stahlkonstruktion und natürlich mit nur einer Fahrspur. Hier mal ein Model mit Geländer, in den meisten Fällen fehlt es jedoch. Die Platten auf denen ich fahre sind unbefestigt. Das macht die Brücke offenbar flexibel für die doch recht großen Temperaturunterschiede. Eine Beschilderung bezüglich der Belastbarkeit begegnet mir hier in Georgien recht selten, alles was von der Breite drüber passt tragen die Brücken wohl auch vom Gewicht. Irgendwann fahre ich einfach über diese Brücken ohne es zu hinterfragen.

Und wie sollte es anders sein, führt mich die Brücke bis zur ersten echten Herausforderung, was die Geländegängikeit angeht.

Die Straße ist hier so stark abgerutscht, dass ich beschließe alles zunächst mal von außerhalb des Autos zu betrachten, um meinen Weg dort hindurch, ich denke kurz an meine mitgeführten Eichenbohlen, zu finden. Umkehren kommt ohnehin nicht in Frage, das hatte ich schon zu Beginn der Reise beschlossen. Hindernisse sind zum Überwinden da.

Ich genieße noch einmal den Blick in den ungesicherten Abgrund 30 cm neben der einzigen Möglichkeit die Abrutschung zu durchfahren.

Sieht doch ganz nett aus, man landet in saftigem Grün. Also dann, der Weg ist klar, schaukele ich mich langsam hindurch. Auf dem weiteren Weg lerne ich, dass dies hier erst der Beginn dessen war, was mir noch begegnen und mich lehren sollte gar nicht mehr abzuwägen ob das Gefährt alles unbeschadet überstehen würde. Vielmehr ging es auf der weiteren Strecke darum die Steigungen überhaupt zu bewältigen. Die Sorge um das Rumpeln und Knacken des Fahrwerks wich deutlich dem kämpferischen Gedanken den Schwung und damit die Vorwärts- oder vielmehr die Aufwärtsbewegung aufrechtzuerhalten.

Die Strecke verbesserte sich zumindest ein wenig bis der Fluss Enguri und sein Stausee sich eng an meine Route nach Mestia schmiegen. Der Stausee liegt in Swanetien und damit bewege ich mich nun die nächsten Tage zwischen den beiden russisch anerkannten und von Georgien unabhängigen Gebieten Abchasien und Südosetien, die sich defakto jedoch auf georgischem Staatsgebiet befinden. Versehentlich sollte ich besser nicht in diese Gebiete fahren, eine Wiedereinreise gestaltet sich wohl eher schwierig. Im unteren Flusslauf bildet der Enguri die direkte Grenze zu Abchasien.

Den Kühen ist die zunehmende Höhe und schmaler werdende Streckenführung sichtlich egal, sie werden mir hier allerorts begegnen, immer unterwegs auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen. Die Strecke nach Mestia wird nun deutlich herausfordernder, steiler, maroder von tiefen Querrillen geprägter. Hier lerne ich was ein Fahrwerk auszuhalten im Stande ist und passe meine Fahrweise rasch an die der Ureinwohner an, um den Verkehrsfluss aufrecht zu erhalten. Gebremst wird hier nicht für Schlaglöcher sondern ausschließlich für Kühe. Gefahren wird meist mit 20km/h mehr als es ein Durschnittsdeutscher wagen würde. Trotzdem brauche ich für die Strecke von knapp 130 km von Senaki bis zum Fuß des "Mazeri" gute 6 Stunden.

Der Kopf wird ordentlich frei, er ist mit der Fahrbahn und dem passenden Reaktionen so sehr beschäftigt, dass hin und wieder in einer Serpentinen-Kehre ein Fotostop notwendig wird, um die Landschaft zu genießen.

An jeder dieser Kehren wohnt mindestens ein wilder Hund, der mir nach einer freundlichen Begrüßung Gesellschaft leistet.

Nach einem letzten Stop und einer immer unbefestigter werdenden Piste ist es dann soweit.....

... ich komme am Fuße des 4012 m hohen Mazeri an ...

und schlage mein Lager auf 1680 m Höhe auf. Es fühlt sich schon recht verrückt an auf einen Gipfel zu blicken, der sich mehr als 2 km über dem eigenen Standort befindet.

Die Ankunftszeit lässt es zu, dass ich vor Inas Eintreffen noch zum Shdugra-Wasserfall wandern kann und so mache ich mich gleich auf den Weg.

Gesäumt von wunderbarem Blütenzauber schmiegt sich eine typisch georgische Brücke in die Landschaft,

und bringt mich sicher über den Schmelzwasserfluss...

... bis hinauf zum Wasserfall, wo ich eine wunderbare Aussicht auf das Tal habe, in dem ich heute nächtigen werde.

Hier stürzt sich das Schmelzwasser des Ushba-Gletschers, rund 4 km von der russichen Grenze entfernt, aus 2300 m in die Tiefe, um tosend ins Tal hinabzurauschen.

Die schiere Wassermenge ist atemberaubend.

Begleitet wird der große vom kleineren Shdugra Wasserfall, der zwar weniger Wasser führt, jedoch eine größere Fallhöhe hat.

Dann zeigt sich, Dank günstigem Sonnenstand, mitten im Wasserfall ein herrlicher Regenbogen...

... umgeben von wunderbarer Natur.

Beim Abstieg zaubert die untergehende Sonne dem Mazeri einen orangeglühenden Gipfel, den ich auch im Tal noch gemeinsam mit Ina, die mittlerweile eingetroffen ist, bei Brot, Schnaps und Tanz genießen kann, bis es Nacht wird und es Ina an diesem wunderbaren Sonntagabend heimwärts zieht. Für mich wird es vor der Nachtruhe jedoch noch einmal spannend. Irgendwo hier im Wald, wo ich mein Lager aufgeschlagen habe, fallen plötzlich Schüsse, dann fahren zwei Polizeifahrzeuge wild über die Waldwege, stoppen kurz bei mir, um zu fragen ob ich etwas gesehen hätte und jagen auf mein "No" weiter über die holprigen Wege, um alsbald zurückzukehren und mir zu versichern es sei nun alles in Ordnung. Mich beruhigt zumindest die Tatsache, dass die Polizei nur wenige Minuten nach dem ersten Schuss schon hier vor Ort war, also lege ich mich schlafen. Ich bin ja in relativer Sicherheit.

Wie all meine Nächte im Kaukasus ist auch diese eine wundebar klare Mondnacht.

5. Tag - vom Mazeri über Mestia zum Chalaadi-Gletscher

Vor dem Frühstück gibt es erst einmal ein erfrischendes Bad im Schmelzwasser des Ushba-Gletschers,

um dann bei tatsächlich recht frischer Morgenluft den zügigen Sonnenaufgang beim Frühstück zu genießen. Die Nacht war zwar recht frisch, aber die aufgehende Sonne sorgt hier oben schnell für über 30 °C. Auch die Kaukasusregion ist von der aktuellen Hitzeperiode nicht ausgeschlossen.

So wie es die Sonne unweigerlich hinauf in den Himmel zieht, zieht es mich weiter Richtung Mestia und Chaaladi-Gletscher. Noch im Tal begegenen mir diese bizarren Gebilde zur elektrischen Energieversorgung.

Es funktioniert einfach und wird von niemandem in Frage gestellt.

In Mestia selbst gibt es noch einen kurzen Tankstop, um mit vollem Tank dann am morgigen Tag in den Zagari-Pass zu starten.

Dann habe ich das Zentrum von Mestia erreicht. Heute fahre ich insgesamt nur rund 30 km, es ist Wandertag.

In Mestia, dem kleinen beschaulichen Bergstädtchen, bekomme ich das begehrte und wunderbar schmeckende typisch georgische Brot.

Es wird in diesem traditionellen Ofen gebacken. Der Teig wird zum Backen einfach seitlich an die Innenwände geklatscht.

Bevor es weiter zum Chaaladi-Gletscher geht, wage ich mich einmal mutig an eine georgische sehr kräuterlastige Art von Gulaschsuppe heran, um mich für die Wanderung zu stärken. Dazu gibt es ein leichtes isotonisches Hopfengebräu und natürlich das gute Brot.

Dann geht die Fahrt soweit es mit dem Auto geht und meine Augen den Ushba ganz ohne Wolken in seiner vollen Größe in der Ferne erblicken.

Da ist er, der "Schreckliche" mit seinem Doppelgipfel 4710 und 4698 m hoch. Zu Gesicht bekomme ich ihn auf meinem Weg zum Gletscher von nun an nicht mehr. Ich schnappe meinen bereits gepackten Rucksack mit allem was ich für eine Nacht im Freien benötige, schnalle noch eines der leckeren Brote obendrauf und bin bereit für den Aufstieg.

Die Strecke zu Fuß beginnt, wie könnte es anders sein, mit dieser filigran anmutenden Brücke, der immer mal ein oder zwei Bretter fehlen, weshalb ich mich lieber auf die Brücke als auf den verschwindenden Ushba konzentriere. Die georgische Welt ist einfacher, zweckgebundener. Wer zum Gletscher möchte, wird seine Augen und seine Geschicklichkeit schon verwenden wenn er unversehrt bleiben möchte.

Nach doch recht anspruchsvoller und steiler Wanderung entlang des Schmelzwassers durch ein herrlich grünes und frisches Waldgebiet geben recht junge Bäume, die dem abschmelzenden Gletscher hinterherwachsen, den Blick das erste mal auf den Chaaladi frei. Ich stehe wo 1974 noch Eis war und fühle mich klein beim Gedanken daran, dass die Menscheit glaubt Mutter Natur beherrschen zu können. Einst reichte der Gletscher als einziger im Kaukasus bis in die Baumgrenze hinein. Heute herrscht hier oben die gleiche Temperatur wie unten im Tal, die Sonne zeigt sich ungnädig mit mir und dem Gletscher.

Dann kommt auch die Abbruchkante der Gletscherzunge in Sichtweite.

Sie wirkt unter der glühenden Sonne wie ein brauner matschiger Erdhaufen.

Zeigt dann jedoch ihre wahre Größe, als ich direkt davor stehe und in den eisigen Schlund blicke,

aus dem ein tosender Fluss herausschießt und unglaubliche Mengen an Wasser ins Tal befördert. Hier wo ich nun stehe wird mir noch klarer, dass all das Gerede um die Verhinderung des Abschmelzens von Gletschern ein sinnloses und zeitverschwendendes Unterfangen ist. Wir befinden uns in einer erdgeschichtlichen Warmzeit, die es wohl nicht zum ersten mal gibt. Nur weil unser begrenzter menschlicher Horizont nicht einsehen möchte, dass wir für dieses Szenario einfach zu klein und mickrig sind, führen wir Diskussionen über Möglichkeiten es zu stoppen. Weder die Menschheit noch sonst irgendetwas kann diesen Prozess aufhalten, es ist und bleibt für mich ein Kreislaufprozess unseres Planeten und wenn nicht plötzlich die Sonne aufhört zu scheinen, wird er sich fortsetzen. Und ganz ehrlich, wenn wir uns auch noch als Menschheit einbilden wir hätten diesen Prozess verursacht, dann haben wir den Zenit an Überheblichkeit erreicht. Im Vergleich zu dem was unser Planet leistet sind wir einfach nur nichtsnutzige Schädlinge die an seiner Oberfläche nagen. Es wäre klug wenn wir uns mit der Vergänglichkeit unserer Welt, so wie wir sie kennen abfinden und dankbar sind, dass unsere Spezies noch ein paar Jahre auf ihr verweilen darf. So, genug Endzeitstimmung, es gilt zu genießen was geschieht und es nicht in Frage zu stellen.

Der Gletscher spuckt nicht nur Wasser aus, sondern auch diese doch recht großen Eisstücke. Mutter Natur hat es eilig, alles zu Wasser werden zu lassen dauert ihr wohl zu lange.

Da halte ich nun tausende Jahre altes Wasser in der Hand, sehe wie rein und klar es ist...

und fülle meine Flaschen mit frischem Gletscherwasser auf, die Dank der hohen Temperaturen doch schon leergetrunken sind. Es schmeckt übrigens vorzüglich, auch wenn es durch darin gelöste Sedimente wie hellbraune Brühe aussieht.

Von der Abbruchkante fallen immer wieder Steine herab, die Gletscherzunge ist ständig in Bewegung. Trotzdem wage ich es irgendwann weiter nach oben zu steigen und so stehe ich oberhalb der Abbruchkante und bin abermals fasziniert. Meine Faszination weicht recht schnell dem Respeckt vor diesem bewegten Ort. Ich sehe überall Rutschungen und Krater, die mir verraten was unter mir geschieht wenn Eisstücke aus dem Gletscher gespült werden und sich Höhlräume bilden. Es scheint alles in Bewegung zu sein, links, rechts, vor mir ist das Geröll unruhig und ständig am Nachrutschen. Selbst unter meinen Füßen spüre ich, dass es keinen festen Untergrund gibt. Ich verwerfe also den Plan hier oder gar noch weiter oben zu übernachten und begebe mich zurück zum Fluss.

Belohnt werde ich dabei mit diesem Blick von oben in die Abbruchstelle über dem Austritt des Wassers, was für eine gigantische Kraft die Sonne doch hat.

Diese Kraft wirkt jedoch nicht nur auf den Gletscher, sondern auch auf das ohnehin schon sehr instabile Schiefergestein des Kaukasus und führt allenortes immer wieder zu großen Abbrüchen.

So wie bei diesem gewaltigen Gesteinsbrocken. Oben am Hang kann ich erkennen, wo er noch vor kurzem zu Hause war.

Etwas von dem großen Brocken entfernt, wo der Fluss von Geröllhalden gesäumt wird, ist die Gefahr etwas geringer des Nächtens erschlagen zu werden. Hier schlage ich auf einer kleinen Insel im Gletscherfluss mein Nachtlager, rund 5km von der russischen Grenze entfernt auf.

Regen ist nicht in Sicht, der Flusspegel wird in der Nacht eher sinken und ich bleibe im Zelt sicher trocken.

Die abendliche Sonne versteckt sich langsam hinter den Hängen und gönnt dem Gletscher und mir etwas kühlere Temperaturen. Dazu gesellt sich ein recht kräftiger Wind, wie an den meisten Nachmittagen im Kaukasus.

Das Zelt ist gut mit Sandheringen befestigt und ich bin froh sie eingepackt zu haben. Mit gewöhnlichen Heringen wäre das Zelt bei dem Wind nicht dort geblieben, wo ich es platziert habe.

Zum Abendessen gibt es hier oben zwei einfache Dinge, etwas Tee aus Gletscherwasser zubereitet und gutes georgisches Brot.

Es wird recht schnell dunkel im Gletschertal. Die Sonne verabschiedet sich mit ein paar glühenden Wolken über den Berggipfeln...

dann bricht die Nacht herein und der Mond gesellt sich alsbald zum gleichförmig kräftigen Rauschen des Flußes und der Einsamkeit. Es wird still in mir, ich lausche dem Fluss und den darin den Berg hinabschnellenden Eisbrocken, die beim Zusammenstoß mit den Steinen im Wasser eine Art Melodie singen, die das Rauschen lebendiger macht und mich begreifen läßt, dass hier nichts vergeht, sondern etwas neues entsteht.

Mit diesen Gedanken zieht mich die Nacht in Ihren Bann, der Gesang des Flußes singt mich kraftvoll sanft in den Schlaf und beendet damit diesen wundervollen Tag.

6. Tag - vom Chalaadi-Gletscher über Uschguli in den Zagari-Pass hinein

Am nächsten Morgen weckt mich der Fluß nicht weniger kraftvoll, jedoch mit rund 15 cm niedrigerem Pegelstand. Mir wird noch einmal deutlicher, wie viel Energie die Sonne auf unseren Planeten schickt und in welch kurzer Zeit hier der Pegel wieder ansteigen wird, wenn die Sonnenstrahlen den Gletscher erreichen.

Noch versteckt sich die Sonne und die Berge ringen mit den Wolken...

... während ich am Ufer das mit Flußwasser zubereitete Müsli und meinen Tee bei wunderbar kalter, klarer und reiner Luft genieße.

Die Berge kämpfen sich frei...

die Sonne hat den ersten Gipfel erreicht und weckt in mir die Lust weiterzuziehen.

Unten angekommen zeigt sich der "Schreckliche" Ushba bereits hell von der Sonne erleuchtet, die nun bereits ungnädig heiß auf den Gletscher brennt.

Mein Weg führt mich heute über immer häufiger brückenlose Wege nach Uschguli, wo der Zagari-Pass seinen Anfang nimmt.

Der Ushba zeigt sich noch einmal in ganzer Schönheit mit seinem monumentalen Doppelgipfel. 30km hinter diesem Riesen befindet sich der Elbrus, der mit 5642m zu den "Seven Summits" gehört. Er ist der höchste Berg im Kaukasus und liegt auf russischem Gebiet.

Kurz vor Ushguli, nach 46 km echter Holper- und Buckelpiste und 1,5h Fahrzeit schlängele ich mich noch einmal durch das Begrüßungskomitee der heimischen Kühe. Streckentechnisch erschreckt mich mittlerweile nicht mehr viel, ich habe mich dran gewöhnt, dass es rumpelt und kracht und dabei nichts passiert. An der Straße nach Ushguli wird gebaut und auch durch den gesamten Ort hindurch. Wenn alles fertig ist wird hier leider allmählich die Ursprünglichkeit den Interessen der Touristen weichen. Noch trauen sich nur wenige waghalsige in diesen wunderbaren Ort.

Da liegt es malerisch eingebettet zwischen den Bergen, Ushguli mit seinen berühmten Wehrtürmen.

Es ist ein kleines Bergdorf...

in dem ich mich in jene Ursprünglichkeit und Einfachheit versetzt fühle, die mir anderenortes doch sehr fehlt.

Es wird mit und vom Berg gelebt, hier ist alles aus Kaukasusgestein gefertigt, von der Wand bis zum Dach ...

auf dem sich dann eben auch die Ziege wohlfühlt.

Zu Mittag gibts კუბდარი (Kubdari) die swanetische Spezialität gefüllt mit Rind und Lamm. Das bekomme ich auf einem privaten Grundstück auf dem die 12 Kinder der Familie herumtoben. Das Essen wird mir nach 20 Minuten von einem der Kinder aus der Familienküche gebracht und es ist unglaublich lecker, sehr kräuterlastig und deftig. Es stärkt mich für den weiteren Weg.

Was natürlich nicht fehlen darf ist ein Hund unterm Tisch, diesmal ist es dieser kleine Welpe.

Um meinen Besuch in Ushguli abzurunden steige ich auf den höchsten Punkt im Ort und richte meinen Blick noch einmal nach Mestia aus. Es fühlt sich ganz schön verrückt an, dass ich es schon bis hierher geschafft habe.

In der anderen Richtung erblicke ich ganz am Ende des Tales den heute etwas schüchtern in Wolken gehüllten Schchara mit seinen 5201m ist er der höchste Berg Georgiens und der dritthöchste im Kaukasus.

Dann geht es hinein in den Zagari-Pass...

8 km fahre ich heute nur noch über die tatsächlich sehr üble Piste, bis hinauf zu dieser kleinen Kirche.

Dieser seitliche Abstecher vom Zagari-Pass hinauf bis zum Tagesziel topt alles bisherige. Er ist so steil, dass es nur ohne Rücksicht auf Verluste gelingt ihn zu bezwingen. In ständiger Hoffnung auf nicht plötzlich auftauchenden Gegenverkehr geht es mit Vollgas im 2.Gang die Piste hinauf. Ich höre auf mich zu fragen, ob es eine gute Idee war hier hoch zu fahren. Ich muss mich konzentrieren. An einigen Stellen ist der Weg seitlich so stark geneigt, dass ich nur durch permanentes Gegenlenken verhindern kann in die parallel verlaufende "2. Fahrspur" mit ca. 40cm tiefen Spurrinnen zu geraten. Da wäre dann sicher erst einmal ein kleine Unterbrechnung eingetreten, Festfahren mit Aufsitzen garantiert. Die Piste ist trocken und ich hoffe sie bleibt es bis ich morgen wieder hinuntergefahren bin.

Oben angekommen werde ich mit diesem herrlichen Anblick belohnt. Bei Trockenheit kann man das machen, wenn man die Nerven hat. Wenn es geregnet hat, würde ich es besser lassen. Hier oben werde ich die Nacht verbringen auf 2676m, vorher geht es aber noch etwas zu Fuß die Berge hinauf, um die Natur zu genießen.

Es zieht zwischendurch mal ein leichter Regenschauer durch, die Piste wird morgen früh sicher wieder trocken sein.

Es klart immer wieder auf und die Aussicht ist einfach fantastisch.

Mittlerweile habe ich es bis auf 2888m geschafft, die Luft wird spürbar dünner, ich gehe etwas langsamer und lege vorsorglich immer wieder Pausen ein.

Dann möchte ich es noch einmal wissen, wenigstens bis zum nächsten Gipfel...

... von 2970m Höhe ist die Aussicht noch überwältigender und ich sehe schon einmal ein Stück der morgigen Strecke, die den steilsten Teil der gesamten Route enthält. Einen weiteren Aufstieg auf 3105m erspare ich mir, ich habe erste Anzeichen einer beginnenden Höhenkrankheit, Kopfschmerzen und etwas Atemnot. Ich beschließe zu bleibebn wo ich bin und die Aussicht zu genießen.

Dann geht es wieder abwärts und allmählich kommt auch mein Nachtlager wieder in Sichtweite.

Schnell noch das Solardach zur Dachterasse umgebaut ...

dann wird hier oben gekocht und gespeist.

Fast unbemerkt gesellen sich zwei friedliche Nachtwächter zu mir. Nachdem sie auch etwas zu beißen bekommen haben, werden sie mich diese Nacht hier oben nicht wieder allein lassen. In Georgien bin ich immer irgendwie bewacht.

Es wird Zeit etwas zu schlummern, die Wolken verdichten sich zwar, aber Regen ist nicht angekündigt.

7. Tag - über Lentheki zum Okatse- und Martvili-Canyon und weiter in die Ebene bei Kutaisi

Und siehe da, am Morgen lichtet sich der Himmel für 2 Hunde und mich. Wir erwachen über den Wolken, spüren eine Freiheit die es nicht mehr an vielen Orten gibt.

Heute geht es weiter den Zagari-Pass entlang, dessen höchster Punkt nun hinter mir liegt.

Die Strecke wird unbefestigter und immer öfter von kleinen Flüssen und Bächen gekreuzt.

Hier an der steilsten Stelle der Passstraße berührt an keinem Tag im Jahr ein Sonnenstrahl den Boden, diese Stelle ist bei Frost besonders gefährlich, extrem steil und oft vereist.

Nachdem es abermals über ordentliche Holper-Matsch-Strecken geht ist die Straße irgendwann wieder befestigt,

jedoch immer öfter mindestens halbseitig von Geröll bedeckt,

oder eben auch mal komplett abgerutscht und notdürftig befahrbar gemacht. Das Fangseil hängt hier gute 5m neben der Fahrbahn, was es noch etwas spannender macht.

Betonierte Steckenabschnitte werden immer mal rar und wechseln sich mit Schotterpisten bis nach Lentheki, wo der Zagari-Pass endet, ab.

Hinter Lentheki findet sich ein herrlich sonniger Platz in einem Tal, perfekt für die Mittagspause

und ein ausgiebiges Bad in einem glasklaren erfrischenden Gebrigsflüsschen. Bevor es mich weiter zum Okatse-Canyon zieht.

Die letzten 1,5 km bis zum Canyon sieht die Strecke so aus. Ich beschließe auf Grund des Gefälles und der mit losen Steinen gespickten Piste, dass sie meinen Füßen besser bekommt, als dem treuen Gefährt, das mich bis hierher gebracht hat. Selbst dem hier als Taxi eingesetzten Mitsubishi Delica verlangt diese Strecke alles ab. Ich erfreue mich während dem Fußmarsch an den Fahrkünsten der Taxifahrer und daran wie vereinzelte "Normalfahrzeuge" sich der unvermeidbaren Glättung des Untergrundes widmen.

Der Fußmarsch unter der glühenden Sonne wird mit wunderbaren Ausblicken belohnt.

Wer es sich aussuchen kann, sollte den eisernen Pfad an der oberen Kante des Canyons bei kühlerem Wetter absolvieren, Schatten gibt es auf dem gesamten Rundweg eher nicht.

Typisch georgisch, unter der Stahlkonstruktion ist der Hang abgerutscht. Ein paar Spanngurte um ein paar altersschwache Bäume und zack ist alles wieder sicher.

Hoch über dem Canyon schwebend befindet sich diese Plattform am Ende der Strecke.

Nichts für schwache Nerven, der Blick durch die Lichtgitterroste bis zum Grund des Canoyns.

Und wieder raus aus dem Canyon, hier wäre ich ganz sicher nicht wieder hinaufgefahren......!!!

Und nicht beim Martvili-Canyon angekommen, ja heute ist Canoyn-Day.

Der Martvili-Canoyn ist ein ganz anderes Erlebnis, hier bin ich ganz unten dem Wasser nah, was mir eine wunderbare Abkühlung bringt, nachdem ich im Okatse-Canyon der gandenlosen Hitze ausgeliefert war. Es ist eine grüne Oase mit wundervollen Wasserfällen und einer fantastischen Naturkulisse die das Wasser hier in den Fels geschnitten hat.

Ein bisschen stören die touristischen Verkaufsstände schon das Naturerlebnis, doch auch hier leben viele Menschen mittlerweile vom Tourismus. Obst bekomme ich hier überall, den Wein in ehemaligen Einwegflaschen lasse ich aber lieber stehen und kaufe anderswo einen etwas besseren Tropfen für meine Kollegen.

Mich zieht es weiter in die Ebene bei Kutaisi, wo es auch jetzt in den Abendstunden noch weit über 30°C sind. Unterwegs habe ich meine letzten verbliebenen Lari einer jungen Mutter in die Hand gedrückt und mich bedankt, dass dieses Land so ursprünglich geblieben ist.

Ein fantastischer Sonnenuntergang entschädigt mich für jedes einzelne °C.

Hier berührt der Mond tatsächlich die Sonne und damit die Menschen, die sich hier an deiser heißen Quelle für ein Nachtlager eingefunden haben. Es sind Deutsche, Östereicher, Menschen aus aller Welt. Verrückte vom gleichen Kaliber, die sich in Kirgisistan oder Kasachstan herumgetrieben haben, um über Russland einen Abstecher nach Georgien zu machen. Alle sitzen beisammen und plaudern übers Unterwegssein.

Der Mond macht, wie so oft, die Nacht zum Tag.

Ich muss mich ein bisschen zwingen dem Sternenhimmel zu entkommen, um etwas zu schlafen.

8. Tag - zurück nach Batumi Richtung Heimat

Ein Bad im Schwefelwasser gönne ich mir erst früh am Morgen im Mondschein. Ich hatte auf etwas kühlere Luft gehofft, doch auch jetzt sind 30 °C noch nicht unterschritten.

Der herannahende Sonnenaufgang kündigt sich an, indem er die Silouette des Kaukasus in einen goldenen Schimmer hüllt.

AIs die Sonne sich tatsächlich zeigt bin ich schon wieder unterwegs Richtung georgische-türkische Grenze.

Einmal springe ich noch ins Schwarze Meer, um etwas Schwefelgeruch loszuwerden, was eher nicht funktioniert.

Dann zeigt sich bald schon Batumi am Horizont. Ich werde etwas wehmütig bei dem Gedanken, dass ich dieses wunderbare Land nun schon wieder verlasse.

Der Grenzübergang wirkt nachts deutlich glamuröser.

Ich fahre auf türkischer Seite bis kurz vor Einbruch der Dämmerung. Meine Pause wird von Kühen und einem steinalten Bauern gesäumt.

Irgendwo hinter Samsun habe ich meine letzten Lira direkt an der Autobahn bei einem freundlichen Händler gegen Obst eingetauscht. Er verstand kein Wort, was mir ebenso ging. Ich drückte ihm einefach alles Geld in die Hand und erklärte mit einem Dauerlächeln und dem Einstz aller Extremitäten, dass er einfach so viel einpacken solle, wie er für angemessen hält. Er nahm eine Tüte, legte sie auf eine vom deutschen Eichamt vor mindestens 200 Jahren verschrottete Waage, packte von allem etwas in die Tüte und irgendwann nickten wir uns beide zu, was irgedwie so etwas wie "Deal" zu bedeuten schien. Dieser Deal bescherte mir nun ein köstliches frisches Mahl.

Die Fahrt geht noch lange Richtung Istanbul weiter, bis ich auf einem Autobahn-Sandparkplatz eine Schlafpause mache, als ich nah genug an Instanbul herangefahren bin,

9. Tag - von Istanbul bis nach Sofia

die Stadt in den Morgenstunden zu durchqueren, ohne wie auf der Hinfahrt, 4h im Stau zu verbringen.

Die Verkehrslage ermutigt mich, einen Abstecher in die Innenstadt zu machen.

Unter dem Bosporus hindurch geht es nun durch den 5,4km langen Eurasien-Tunnel, der rund 106m unter dem Meeresspiegel verläuft.

 

Hier zeigt sich das Marmarameer, ein Binnenmeer des Mittelmeers, für einen kurzen Augenblick auf dem Weg nach Edirne.

Es ist geschafft, ein zweites mal habe ich die gesamte Türkei entlang der Schwarzmeeküste durchquert. Rund 3000km entfallen allein auf diese Streckenabschnitte zwischen Bulgarien und Georgien.

Die Einreise nach Bulgarien gestaltet sich unkompliziert. Willkommen in der Europäischen Union.

Nach einem Zwischenstopp in einem kleinen bulgarischen Dorf und einem Tip wie ich zum Fluss kommen kann, um ein Bad zu nehmen, lande ich zwar tatsächlich am Wasser, aber es läd mich von der Farbe her nicht ein, mich darin frisch zu machen. Es kommt dann doch noch die gute alte Campingdusche mit Wassersack zum Einsatz, die ich bisher dank klarem Gebirgswasser nicht brauchte. Ein bisschen hübsch machen will ich mich schon fürs Nachtleben in Sofia.

Und weiter geht es in Richtung bulgarische Hauptsadt ...

... zuerst zum Hessburger. Den kenne ich noch von meiner Tour nach Finnland im letzten Jahr, sehr lecker und absolut empfehlenswert.

Gut gestärkt ziehe ich durch die nächtlichen Straßen Sofias, hier wird überall gefeiert, die Parks sind lebendig und mit Menschen gefüllt bis weit nach 2 Uhr morgens tobt hier das Nachtleben auf den Straßen.

10. Tag - von Sofia über Belgrad bis zum Balaton

Schlaf fällt erst einmal aus für diese Nacht, ich fahre durch bis nach Serbien. An der Grenze geht es erst einmal stockend vorwärts und Pausen sind hier unmöglich. Der eine oder andere schläft beim Warten schon mal ein und wird von seinem Nachbarn geweckt, sobald es vorwärts geht. Irgendwo in diesem Megastau ist einem Bulgaren der Kühler geplatzt. Ich schenke ihm meine Rolle Gaffaband in der Hoffnung, dass er damit alles notdürftig abdichten kann, um zumindest noch etwas voran zu kommen. Hinter der Grenze treffen sich alle Stauteilnehmer auf dem ersten Parkplatz an der Autobahn, um ein Nickerchen zu machen. Als ich nach 2 Stunden wieder munter werde, steige ich unter den neidischen Blicken auf Holzbänken schlafender einäugig dreinschauender Knitterfaltengruselgestalten aus meinem fahrbaren Bett und bin ehrlich froh es dabei zu haben.

Noch ein kurzer Stop an einer serbischen Mautstelle ...

... dann bin ich schon bald in Belgrad unterwegs.

Der serbische Grenzübergang Tompa ist, wie auf der Hinfahrt, recht schnell überwunden und so beschließe ich die Reiseroute um einen Abstecher zum Balaton zu erweitern.

Dabei lasse ich mir von der untergehenden Sonne den Weg weisen. Ein bisschen querfeldein, der elektronischen Navigation entsagend, Richtung Sonne, Richtung Balaton einfach den Schildern folgend...

... komme ich noch im abendlichen Glühen des Sonnenlichtes am großen Plattensee an.

Ein freundlicher Parkplatzwächter hat die Schranke für mich offen gelassen und so stehe ich nur 20m vom Wasser entfernt unter einer schönen Trauerweide, nehme noch ein Bad im See und schlafe zufrieden ein.

11. Tag - vom Balaton nach Wittenberg

Noch im Morgengrauen mache ich mich auf den Weg. Ich möchte dem Parkplatzwächter ungern in die Arme laufen.

Frühstück gibt es erst unterwegs, als die Sonne schon etwas mehr Licht spendet.

 Dann geht es auf die letzte Etappe Richtung Heimat. 

Nach 11 Tagen, fast 7700 Kilometern, 500 Liter verbranntem Diesel ...

... 8 Ländern und einem riesen Abenteuer bin ich wieder in Wittenberg angekommen und möchte eigentlich gleich wieder los.

Es waren aufregende, spannende und befreiende Tage, in denen ich gelernt habe was ein Auto alles aushalten kann, wie weit ich alleine kommen kann und, dass es Länder gibt in denen die Menschen deutlich einfacher leben und dabei nicht weniger glücklich sind. Ich fühle mich geerdet, befreit, angekommen bei mir selbst. Es ist immer ein gute Idee lange mit sich selbst allein zu sein, so wirst du dein bester Freund und kannst erfahren was du alles nicht brauchst in deinem Leben.